Das Leben der Hühner ist nicht leicht
Eine Reportage aus dem Casino
Wenn man denkt an ein Casino, fällt einem sofort das Glück und die Erholung ein. Doch hinter den glänzenden Fassaden und den blickdichten Fenstern verbirgt sich Chicken Road ein anderes Leben: das der Hühner.
Inmitten des Lärms und der Hektik dieser Menschenlandschaft finden wir uns auf dem Parkplatz eines der größten Casinos an der Küste wieder. Ein freundlicher Besucher, Herr Müller, erwartet uns dort mit einem entschuldigenden Lächeln. "Ich wollte erst gar nicht, dass ihr kommt", erklärt er, als ich nach den Hühnern frage. "Aber meine Frau hat gesagt, es sei besser so."
Wir folgen Herrn Müllers Anweisungen und gelangen zu einer kleinen Eingangstür im Hinten des Casinos. Durch diese geht es in ein Gewirr von Korridoren, die alle nach verschiedenen Zimmern führen. Wir betreten eines dieser Zimmer, und sofort ist uns klar: hier leben die Hühner.
Die Hühner
Das erste, was uns auffällt, ist der Geruch. Er ist überwältigend intensiv und vermischt sich aus dem Duft von Eiern und Getreide, aber auch aus etwas anderem, dem ich nicht auf den Grund kommen kann. Einige Hunde wimmeln um die Beine herum und jagen nach gelegten Hühnereiern.
In der Mitte des Raumes stehen einige große Käfige mit Türen, die sich öffnen lassen. Die Hühner flattern nervös zwischen den Reihen hin und her, manche suchen nach Futter oder Wasser, andere haben offenbar nur Lust auf ein bisschen Bewegungsfreiheit.
Die Besitzer, Herr Müller und seine Frau, erklären uns, dass es insgesamt etwa 200 Hühner in der Anlage gibt. "Das ist nicht viel", sagt Herr Müller, als ich ihn frage, warum er sie nicht eher versteckt. "Man kann sich das nicht vorstellen, aber so viele Tiere zusammen sind ein echtes Problem."
Probleme überall
Wir fragen nach den Problemen der Hühner und erfahren, dass die Hauptquellen der Sorgen Hunger, Durst und Krankheiten sind. Die Hennen, besonders, haben oft Schwierigkeiten beim Trinken, da ihre Schnäbel zu groß für die Wasserhähne sind.
"Es gibt auch welche, die nicht mehr richtig laufen können", erzählt Frau Müller. "Die werden so alt, dass man sie nicht mehr in der Anlage halten kann." Die Müllers haben eine eigene Krankheitsstation eingerichtet, wo die Tiere behandelt werden, bevor sie endgültig losgelassen werden.
Wir gehen mit Herrn und Frau Müller durch die Anlage, um mehr über das Leben der Hühner zu erfahren. Sie zeigen uns die verschiedenen Bereiche: den Futter- und Wasserraum, den Putzraum und natürlich auch die "Freianlagen", in denen sich die Hühner frei bewegen können.
"Das ist wichtig für sie", erklärt Frau Müller. "Sonst bleiben sie nur zwischen vier Wänden eingesperrt." Wir fragen nach der Freiheit der Hühner, aber Herr Müller unterbricht uns schnell: "Freiheit ist was anderes als das hier."
Die Menschen
Inmitten dieser Anlage gibt es auch Menschen. Die Mitarbeiter und die Besitzer haben es schwer, aber sie schaffen es trotzdem: Sie sorgen sich um die Tiere, arbeiten sehr viel und versuchen, so gut wie möglich zu leben.
Frau Müller zeigt uns den Schlafraum der Hühner, wo wir einige schlafende Vögel entdecken. "Das ist das einzige Mal, dass sie nicht gestresst sind", sagt sie leise. Wir hören den Lärm draußen und fragen nach dem Grund.
"Das ist die Musik", erklärt Herr Müller. "Die Menschen hier werden abends oft mit der Musik überfordert und gehen dann einfach hinaus." Wir schlucken schwer, als wir uns das vorstellen können.
Fazit
Die Hühner im Casino sind ein Symbol für unsere Zeit: Unsere Sorge um die Tiere ist immer noch geringer als unsere Sorge um uns selbst. Aber gerade durch die kleinen Anekdoten und Geschichten, die sich hier ergeben, wird uns klar, dass es vielleicht nicht so ist.
Wir verlassen den Raum, nachdem wir einige Fotos gemacht haben, und schauen uns die Hühner noch einmal an. Sie laufen schnell herum, als wären sie immer wieder auf dem Weg nach draußen.
Ich frage mich: Werden wir jemals in der Lage sein, uns um unsere Tiere wie sie sich um ihre sorgen? Oder werden wir uns nur so lange darum kümmern, bis das eigene Glück im Vordergrund steht?
Wir verlassen die Anlage und sehen den glänzenden Casino-Komplex vor uns. Die Menschen strömen hinein und hinaus. Einige von ihnen haben kleine Hühnerfiguren am Revers getragen.
Ich frage mich, ob sie wissen, woher diese Kreaturen stammen.